Leichte Sprache und Einfache Sprache – Was ist der Unterschied?
Die Begriffe „Leichte Sprache“ und „Einfache Sprache“ werden häufig verwechselt. Beides sind Formen der sprachlichen Vereinfachung.
Es gibt aber klare Unterschiede, was Zielgruppe und Regeln betrifft.
Was bedeutet „Leichte Sprache“?
Die Leichte Sprache hat ihre Wurzeln in der Behindertenhilfe.
Das Ziel ist die Teilhabe ALLER Menschen – auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen – am gesellschaftlichen Leben.
Dieses Ziel ist durch die UNO-Behindertenrechtskonvention verbindlich und ist auch in deutschen Gesetzen verankert.
Die Leichte Sprache soll als schriftliche „barrierefreie Kommunikation“ benachteiligten Menschen Informationen zugänglich machen.
Leichte Sprache ist die extremste Form der Vereinfachung. Sie ist eine sprachliche UND inhaltliche Vereinfachung.
Es gibt dafür feste Regeln und auch Zertifizierungen. Einige Regeln:
- max. 8 Wörter pro Satz
- Keine Nebensätze, nur Hauptsätze
- Keine Verneinungen
- Kein Passiv
- Bindestriche in langen Wörtern, z.B. in trennbaren Verben
Beispiel: Leichte Sprache, Einfache Sprache, Fachsprache
Einfache Sprache – was ist das?
Parallel zur Leichten Sprache hat sich die Einfache Sprache entwickelt.
Die Zielgruppe der Einfachen Sprache ist heterogen: die Mitte der Gesellschaft! Dazu gehören wir alle, sofern wir auf einem Fachgebiet keine Expertinnen und Experten sind, sowie Zugewanderte, Menschen mit anderen Muttersprachen, lese-ungeübte Menschen …
Das Ziel der Einfachen Sprache ist die Verständlichkeit. Mit der Einfachen Sprache können wir auch komplexe Inhalte den sprachlichen und fachlichen Kompetenzen der jeweiligen Zielgruppe anpassen.
Sprechen und Schreiben in Einfacher Sprache bedeutet, nur die Sprache zu vereinfachen, nicht den Inhalt.
Für die Einfache Sprache gibt es keine festen Regeln oder Verbote, nur Empfehlungen. Unsere Sprache hat verschiedene Schwierigkeitsgrade, und die Einfache Sprache nutzt das, um – je nach Zielgruppe – sprachliche Hindernisse zu vermeiden und durch „einfachere“ Elemente zu ersetzen.
Beispiel: Leichte Sprache, Einfache Sprache, Fachsprache
Warum Einfache Sprache?
Die Einfache Sprache ist ein flexibles System und passt sich dem jeweiligen Gegenüber an.
Das Ziel: eine gelingende Kommunikation!
Nicht gelingende Kommunikation ist eine Quelle für Missverständnisse und Unsicherheit. Gerade, wenn wir uns Kommunikation im gesellschaftlichen Kontext, in öffentlichen Einrichtungen, bei Behörden und Ärzten vorstellen, kann Nicht-Verstehen sehr konkrete und drastische Konsequenzen haben. Frustration auf beiden Seiten ist die Folge.
Das Gefühl von Zugehörigkeit – ein menschliches Grundbedürfnis – hängt eng mit Verstehen und Verstanden werden zusammen. Wenn dieses Bedürfnis erfüllt ist, sind Menschen viel eher zu Kooperation und Engagement bereit.
Empfehlungen der Einfachen Sprache
Für die Einfache Sprache gibt es keine festen Regeln.
Es gibt Empfehlungen, die aus unterschiedlichen Disziplinen resultieren, z.B. aus der Sprachwissenschaft, aus der Forschung zu Verständlichkeit, aus dem DaF-Bereich.
Meine Arbeit ist geprägt vom dynamischen Ansatz der Einfachen Sprache von Dr. Mansour Neubauer. Danach hat die Sprache unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, die passend durch ein Ampelsystem dargestellt werden können, von dunkelgrün (sehr starke Vereinfachung) bis dunkelrot (anspruchsvolle Fachsprache).
Ausgehend von Ihrer Zielgruppe wählen Sie eine Formulierung, die weder „zu leicht“ noch „zu schwer“ ist.
Ich unterscheide zwischen Grundregeln (Empfehlungen für alle Zielgruppen) und Zusatzregeln (Empfehlungen für eine bestimmte Zielgruppe, z.B. Migrantinnen und Migranten). Das Ampelsystem kann für jede dieser Regeln angewendet werden.
Beispiel: Sprachampel